Die Energieversorgung von heute basiert nicht mehr auf Kohle, Öl und Uran, sondern auf regenerativer Energie aus Sonne, Wind, Wasser und Biomasse. Eine Gesellschaft oder eine Region, die sich dieser Realität verschließt, wird morgen schon von gestern sein. Heute bereits an die Zukunft zu denken und alle Chancen, die sich aus dem praktischen Einsatz der erneuerbaren Energien ergeben, für die Region und die darin lebenden Menschen zu nutzen, hat sich der Verein Energievision Frankenwald e.V. zur Aufgabe gesetzt. Wie kann die Energiewende im Hinblick auf eine zukunftsfähige, auf regenerativen Energieträgern basierende Energieversorgung im Frankenwald realisiert werden? Mit dieser Fragestellung setzte sich das Projekt „Bioenergiedörfer im Frankenwald“ hauptsächlich auseinander.

Effelter im Landkreis Kronach war das erste Dorf, das sich mit Unterstützung der Energievision zum Bioenergiedorf entwickelt hat. Diesem Beispiel sind mittlerweile viele andere Gemeinden gefolgt und haben vor Ort – zusammen mit unserem Verein – ihre Vorstellung einer energieautarken Gemeinde in die Tat umgesetzt. Im Rahmen des LEADER-geförderten und mit Mitteln der Oberfrankenstiftung und der drei Frankenwald-Landkreise Hof, Kronach und Kulmbach unterstützten Projektes „Bioenergiegemeinden im Frankenwald“ haben sich viele Gemeinden auf den Weg zum Bioenergiedorf gemacht.

Energiewende wird oft auf den Sektor Strom begrenzt angesehen. Die Energievision Frankenwald e.V. hat sich aber bereits viele Jahre, bevor das Thema „Sektorenkopplung“ auch im EEG angekommen zu sein scheint, mit der Thematik auseinandergesetzt, dass auch die Sektoren Wärme und Verkehr in eine ganzheitliche Betrachtungsweise einbezogen werden müssen.

Im Projekt „Bioenergiegemeinden im Frankenwald“ lag der Fokus verstärkt auf dem Themenfeld der Wärmeversorgung und hier insbesondere auf der gemeinschaftlichen Planung und Realisierung von bürgerschaftlich getragenen Nahwärmenetzen. Über die Projektlaufzeit und darüber hinaus konnten durch das Engagement der Energievision insgesamt ca. 31 km Wärmeleitung verlegt werden und es wurden erneuerbare Wärmeerzeugungskapazitäten von rund 8,8 MW geschaffen. Die Netze liefern insgesamt 22 Millionen kWh Wärme pro Jahr an die angeschlossenen Haushalte, was dem Ersatz von 2,2 Millionen Liter Heizöl entspricht. In Effelter, Hirschfeld, Mitwitz, Nagel, Selbitz, Gundlitz, Neudorf, Gössersdorf, Nordhalben, Heinersreuth, Querenbach, Marktschorgast, Bruck und Weickenreuth wird so ein großer Beitrag zur Einsparung von CO2 und fossilen Ressourcen geleistet. Teilweise wird diese Wärme in Holzhackschnitzelkesseln erzeugt, teilweise im Zuge der Kraft-Wärme-Kopplung in Blockheizkraftwerken (Biogas oder Holzvergaser). Nur für die Spitzenlast kommen teilweise fossile Energien zur Anwendung, über 95 % der Energie wird erneuerbar gewonnen.

Wirtschaftlich-technisch gesehen ist ein Wärmenetz eine Investition in die Zukunft und nur bedingt auf die Art der Energieerzeugung festgelegt. Zukünftig werden sich hier durch eine große, zentrale Wärmeerzeugung weitere Potentiale ergeben: Sei es durch die Nutzung von Strom in Zeiten eines großen Stromangebots, beispielsweise während eines Starkwindereignisses oder Zeiten sehr geringer Last (power-to-heat) oder anderer Lösungen, wie bspw. der Brennstoffzelle.

Ein fast noch größerer Faktor ist jedoch die soziale Komponente: Durch die nicht-kommerzielle Begleitung der Energievision, die sich vor allem als Mittler und Moderator sowie Berater versteht, entstand in vielen Orten ein oft seit langem nicht mehr gespürtes Gemeinschaftsgefühl. Die Dorfgemeinschaft rückt zusammen, wir schaffen hier gemeinsam etwas Gutes. Miteinander statt nebeneinander, gemeinsam stärker als einzeln. So ist ein bürgerschaftlich getragenes Wärmenetz ein wichtiger Baustein auf dem Weg zum Bioenergiedorf.

Aktiver Beitrag des Frankenwaldes zum Klimaschutz:

Ziele des LEADER-Projekts

Die einzelnen Ziele, die mit dem Projekt verfolgt wurden, waren folgende:

  • Steigerung der Wertschöpfung in der Region
  • Aktiver Beitrag des Frankenwaldes zum Klimaschutz
  • Schaffung neuer Arbeitsplätze in der Region
  • Stärkung des regionalen Zusammenhaltes
  • Erfassung und Einbindung des vorhandenen Wärmepotenzials aus Industrie und Handwerk
  • Etablierung von insgesamt 25 Bioenergiedörfern im Frankenwald
  • Senkung des Gesamtenergieverbrauchs im Frankenwald durch Einsatz effizienter Technik und    Energiesparmaßnahmen
  • Konkrete Schritte auf dem Weg zur 100% autarken Region aus regenerativer Energie

Steigerung der Wertschöpfung innerhalb der Region

Die Steigerung der Wertschöpfung innerhalb des Frankenwaldes wurde mithilfe der Förderung der regenerativen Energieerzeugung im Projektgebiet vorangetrieben. Folgende Abbildung zeigt regionalwirtschaftliche und andere externe Effekte (wie z.B. Stärkung des sozialen Zusammenhaltes oder Umweltschutz) einzeln auf.

Quelle: Agentur für erneuerbare Energien „www.unendlich-viel-energie.de“ 2010

Die Vorteile eines Ausbaus erneuerbarer Energien in der Region liegen auf der Hand. Der Energievision Frankenwald e.V. bemühte sich im Rahmen der Projektumsetzung in besonderer Weise um die Einbindung der örtlichen Bevölkerung sowie um frühestmögliche Bürgerbeteiligung. Dies bezog sich zunächst auf die intensive Informationsarbeit des Vereins im Vorfeld sowie auf zahlreiche Bürgerverantaltungen und Arbeitsgruppentreffen während des Planungsprozesses . Vor diesem Hintergrund der gemeinschaftlichen Planung bzw. Umsetzung von Projekten konnte die Dorfgemeinschaft in den einzelnen Orten nachhaltig gestärkt werden.