Einrichtung einer Betreibergesellschaft
Für das Bürgerheizwerk und die gemeinschaftliche Nahwärmeversorgung sowie die Photovoltaikanlage auf dem Dach des Heizwerkes wurde in Effelter die Rechtsform der GmbH & Co. KG gewählt.
„Eine Gesellschaft, deren Zweck auf den Betrieb eines Handelsgewerbes unter gemeinschaftlicher Firma gerichtet ist, ist eine Kommanditgesellschaft, wenn bei einem oder bei einigen von den Gesellschaftern die Haftung gegenüber den Gesellschaftsgläubigern auf den Betrag einer bestimmten Vermögenseinlage beschränkt ist (Kommanditisten), während bei dem anderen Teil der Gesellschafter eine Beschränkte Haftung nicht stattfindet (persönlich haftende Gesellschafter).“
Ein Vorteil der Kommanditgesellschaft ist, dass die Kommanditisten nur in Höhe ihrer Einlage und nur solange persönlich haften, als die Einlage noch nicht geleistet ist. Ist die Einlage erbracht, findet keine persönliche Haftung der Kommanditisten statt. Wegen der unbeschränkten, persönlichen Haftung des Komplementärs wird diese Funktion von der geschäftsführenden GmbH übernommen, die von Marcus Appel als geschäftsführender Gesellschafter geführt wird. Gegenstand der Gesellschaft ist die Errichtung und der Betrieb eines Biomasseheizwerkes und eines Nahwärmenetzes zur Verteilung von Wärme aus nachwachsenden Rohstoffen und Biogas an die Haushalte in Effelter sowie der Produktion schadstofffreien Stromes aus Photovoltaik.
Der Bioenergiedorf Effelter Beteiligungsgesellschaft mbH & Co. KG. sind die Nutzer von 34 Häusern als Kommanditisten mit einer Einlage von 7.000.- €/Anschlussnehmer beigetreten. Die katholische Pfarrgemeinde mit der Kirche und dem Jugendhaus sowie zwei weitere Häuser sind an das Nahwärmenetz angeschlossen und beziehen Wärme von der Bioenergiedorf Effelter Beteiligungsgesellschaft mbH & Co. KG.
Die Investitionen setzen sich wie folgt zusammen:
Heizzentrale | 240.000.– € |
Nahwärmenetz | 443.000.– € |
Planer, Projektierung | 50.000.– € |
Hackschnitzellager | 20.000.– € |
Sonstiges | 15.000.– € |
SUMME | 768.000.– € |
Finanziert wurde das ganze Projekt durch Zuschüsse und Förderungen aus dem Bundesprogramm Erneuerbare Energieen, abgewickelt durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) in Höhe von 206.000.– €, durch ein zinsverbilligtes Darlehen der KfW in Höhe von 361.000.– € (alle KfW Gelder wurden über die VR Bank Kronach/Ludwigstadt e. G. als finanzierende Bank gestellt) und durch Eigenkapital in Form von Kommanditeinlagen in Höhe von 201.000.– €.
Den Bürgern Effelters wird die Möglichkeit gegeben, sich zwischen zwei verschiedenen Tarifarten zu entscheiden:
1. Beteiligungstarif:
Mit einer Investition von 7.000 € wird man Kommanditist in der Bioenergiedorf Effelter Beteiligungsgesellschaft mbH & Co. KG und erhält ein Mitbestimmungsrecht an der Betreibergesellschaft, zahlt 0,075 € brutto pro Kilowattstunde bezogener Wärme. Bei diesem Tarif wird keine jährliche Grundgebühr fällig, man zahlt nur die Wärme, die auch wirklich verbraucht wurde.
2. Wärmelieferungstarif:
Beim Wärmelieferungstarif ist man nicht Kommanditist in der Betreibergesellschaft, kann aber dennoch günstig die Wärme aus dem Nahwärmenetz für 0,075 €/kWh brutto beziehen. Es wird eine jährliche Grundgebühr in Höhe von 400 €/Jahr und eine einmalige Anschlussgebühr in Höhe von 700 € bei bis 30 Kilowatt und 1.190 € netto bis 70 Kilowatt Leistung/Anschluss bezahlt.
Das technische Energiekonzept in Effelter:
Das Energieversorgungskonzept
Das technische Energiekonzept in Effelter besteht aus mehreren Bestandteilen:
Eine Komponente stellt die in Effelter bestehende Biogasanlage mit angeschlossenem Blockheizkraftwerk (BHKW; 2×65 kWel) dar. In dieser Anlage wird die feuchte Biomasse vergärt. Mit dem dabei entstehenden Gas wird in einem Generator Strom erzeugt und ins öffentliche Netz eingespeist. Mit der Abwärme des Generators wird wiederum Wasser erwärmt und über das zu errichtende Nahwärmenetz an die Bürger vor Ort verteilt.
Um die restliche Wärme – vor allem in den Wintermonaten – bereitzustellen, wurde ein zentrales Heizwerk in einem Bestandsgebäude errichtet. Diese Holzhackschnitzelheizung mit einer Gesamtleistung von 500 kW wird immer dann zugeschaltet, wenn die Wärmemenge der Biogasanlage nicht ausreicht. Es werden jährlich ca. 750 Schüttraummeter (Srm) Holz benötigt. Dieses kann nachhaltig aus dem Waldbestand der Gemarkung Effelter bereitgestellt werden.
Zusätzlich war die Verlegung eines knapp 2.400 m langen Nahwärmenetzes notwendig, um das erzeugte Warmwasser an jeden Haushalt zu verteilen. Über die Wärmeversorgung durch ein Nahwärmenetz wird eine der komfortabelsten Versorgungsmöglichkeiten für die Endnutzer etabliert. Die Haushalte benötigen weder einen eigenen Heizkessel noch ein Rohstofflager, wodurch zwei Räume im Haus für andere Zwecke genutzt werden können. Neben den Kosten für Heizungswartung und Kaminkehrer entfällt auch die jährliche Rohstoffbeschaffung für die einzelnen Haushalte. Hausbesitzer mit eigenem Wald können ihr Holz an die örtliche Betreibergesellschaft verkaufen, heizen sozusagen mit ihrem eigenen Holz, wobei der Aufwand dafür aber beträchtlich abnimmt.
Als weitere Komponente zu einer umweltfreundlichen Energieversorgung wurden im Ort ca. 160 kW Photovoltaikanlagen installiert.